Ja, diese IKEA-Hacks….bislang sind sie noch an uns vorbeigegangen, doch jetzt haben wir uns auch an einen herangetraut: Wir haben einen Lernturm bzw. Learning Tower aus Ivar (Stuhl) und Bekväm (Tritthocker) gebaut. Alternativ kann man auch Oddvar (Hocker) und Bekväm (Tritthocker) kombinieren. Wir sind von dem Ergebnis so begeistert, dass wir es Euch nicht länger vorenthalten wollen.
Was genau ist eigentlich ein Lernturm? Ein Lernturm oder auch Learning Tower genannt, kommt aus der Montessouri-Pädagogik und soll den Kleinsten unter uns (nein, damit bin nicht ich selbst gemeint) helfen, sich selbst zu helfen. Anders formuliert: Das Kind wird in der eigenen Selbständigkeit unterstützt, in dem es im Lernturm auf Höhe eines Waschbeckens oder einer Küchenarbeitsplatte steht und dann selbst Hand anlegen kann. Klingt gut und scheint auch noch den Rücken der Erwachsenen zu unterstützen. Also her damit! 🙂
Es gibt zwei Varianten den Turm zu bauen:
a) Tritthocker und ein umgedrehter Stuhl, also Bekväm + Ivar oder
b) Tritthocker und ein umgedrehter Hocker, also Bekväm + Oddvar.
Wir haben die Variante a) gewählt, da die Fläche vom umgedrehten Stuhl etwas größer ist, als die vom umgedrehten Hocker. Zudem verleiht die Lehne des umgedrehten Ivar, als drittes Paar Beine quasi, dem Turm noch etwas mehr Stabilität.
Unsere Zutatenliste / Kosten (ca. in Euro):
- Tritthocker Bekväm, IKEA 13,-
- Stuhl Ivar (alternativ Hocker Oddvar); IKEA 20,- (10,-)
- Holzleisten/Rechteckleisten ca. 14 x 30 mm (Länge: 2 x 43,0 cm + 4 x 37,0 cm) und ca. 14 x 40 mm (Länge: 2 x 46,5 cm); Baumarkt, ca. 11,-
- Holzschrauben mit Senkkopf 4 cm (50er Packung Spax, 3,5 x 40, werden nicht alle 50 gebraucht) für die Leisten/Rausfallschutz und 9 cm (10er Packung Spax, 5 x 90) für die Befestigung der beiden Grundelemente; Baumarkt, ca. 12,-
- Schleifpapier, je ein Bogen/Stück 80er, 120er; Baumarkt, ca. 1,-
Weiterhin benötigt man einen guten (und geladenen) Akkuschrauber, sowie zu den Schrauben passende Holzbohrer, um die Löcher vorzubohren. In unserem Fall 2,5er und 4er Bohrer. Das Vorbohren ist zwar etwas mühsam, aber auf jeden Fall unerlässlich, da das Holz sonst splittern würde. Bei der IVAR-Variante kann es je nach Geschmack notwendig sein, die Stuhllehne etwas zu begradigen (später dazu mehr). Dazu benötigt man eine grobe Holzraspel. Mit etwas mehr Kraftaufwand und Zeit sollte auch ein grobes Stück Schleifpapier (40er) ausreichen. Wer noch ein Stückchen Filzkleber bzw. Filzgleiter übrig hat, darf dieses auch paratlegen. Einmal, um den Boden vor Kratzern zu schützen und ggf. dazu, um einen kleinen Spalt zwischen Tritthocker und Stuhl auszugleichen (auch hierzu mehr Infos weiter unten). Wer seinen Lernturm nicht in Naturholz belassen möchte, der kann natürlich noch Holzfarbe und Pinsel herauslegen. Wer noch eine Poolnudel übrig hat, der kann diese hier auch noch gut verbauen.
So, los gehts:
Bekväm und Ivar liegen bereit und sind bereits vermessen worden. So sieht die Skizze aus, mit der ich in den Baumarkt losgezogen bin: Die Enden der Stuhlbeine sollen mit zwei Holzlatten abgedeckt werden (2 x 46,5 cm, Stärke 14x40mm). Seitlich – zusätzlich zu den bereits am Stuhl vorhandenen Leisten – soll noch je Seite eine Leiste ergänzt werden (2 x 43,0 cm, Stärke 14x30mm). Vorne und hinten haben wir zunächst mit je zwei Holzlatten gerechnet (4 x 37,0 cm, Stärke 14x30mm), später aber nur drei davon verwendet. Mit diesen Maßen gut vorbereitet, konnte ich die Latten auch gleich von den freundlichen Herren im Baumarkt schneiden lassen. Das erspart nicht nur Zeit zu Hause, sondern auch unnötigen Dreck 😉
So sieht sie aus, die Ausbeute vom Baumarkt. Dazu habe ich noch ein paar Schleifpapiere aus der Werkzeugkiste geholt, nebst Schleifblock. Die Kanten der Leisten habe ich mit dem Schleifpapier etwas nachbearbeitet, damit später auch sicher nichts absplittert.
Los geht’s mit dem eigentlichen Aufbau: Der Hocker wird ganz normal zusammengebaut. 1:1 nach Anleitung, und ohne dass die standardmäßige eine Schraube zum Schluss übrig bleibt. 😉 Beim Stuhl muss eine Leiste weglassen werden, und zwar die, die bei normalem Draufsitzen vorne wäre. Damit wird erreicht, dass keine Kante beim Einstieg in den Lernturm im Weg ist. Wer sein Kind ausschließlich hineinheben möchte, der kann die Leiste natürlich auch einbauen. Zur einfacheren Montage habe ich das wegzulassene Teil zunächst leicht eingeschraubt (vgl. Bild) und später wieder entfernt.
Nun wird es spannend:
Man nehme den Hocker, und die Sitzfläche vom Stuhl. Man kann diese eigentlich schon festschrauben, aber es gibt an dieser Stelle auch noch zwei Feinheiten zu beachten, für diejenigen, die es ganz genau haben wollen. Stellt man das umgedrehte Stuhlbeingerüst ebenfalls zur Probe in Position, kann man sehen, dass ein kleiner Spalt zwischen Stuhlboden und Hocker besteht, und dass die Stuhllehne nicht flach auf dem Boden aufliegt. Das liegt daran, dass der Abschluss der Stuhllehne nicht parallel zum Boden verläuft. Hier habe ich nun von zwei Seiten gearbeitet: Zum einen habe ich die Lehnen mit einer groben Holzraspel ein Stück abgehobelt und mit Schleifpapier glatt geschliffen. Ich habe es im Foto versucht zu verdeutlichen. Unterhalb des schwarzen Striches muss das Dreieckchen weg. Das ist eigentlich kein großer Aufwand und macht das Ganze dann auch „gefühlt etwas professioneller“.
Zum anderen habe ich ein paar Filzkleber auf die Kante zwischen Hocker und Stuhlfläche geklebt, um die ggf. noch vorhande Lücke von ca. 2-3 mm zu schließen. Ich bin mir sicher, dass dieser letzte Schritt sicherlich nicht notwendig war, aber meinem persönlichen Wohlbefinden gut getan hat 😉 So, noch einmal ein Schritt zurück. Ob nun mit oder ohne Filz dazwischen, die Sitzfläche vom Stuhl muss an den Hocker. Und zwar muss sie vorne an der Einstiegskante des Turms abschließen und nach außen zu den Seiten hin mittig platziert platziert werden. Der hintere Teil der Sitzfläche steht also hinten (hinter dem Hocker) über und das ist genau richtig so. Ich habe vorher noch eingezeichnet, wo nach fertiger Montage die Leisten vom Stuhl herlaufen werden, um dann genau dadrunter zu bohren. So sieht man im Idealfall die Schrauben später nicht mehr. Hier habe ich vier der kürzeren Schrauben (4 cm) verwendet.
Nun sind die Leisten an der Reihe. Wie bereits in der Skizze ersichtlich habe ich zunächst die beiden Leisten zwischen den Stuhlbeinen angebracht, also der jeweils seitliche, obere Rausfallschutz. Nach vorne habe ich zwei Leisten ergänzt sowie zu den seitlich bereits vom Stuhlgestell bestehenden Leisten noch je eine weitere. Den Einstieg in den Turm haben wir nur ca. im oberen Drittel gesichert. So kann der Kleine noch selbst hineinklettern, im Stehen dann aber nicht hinauskippen oder drunter herrutschen. Hier kann man auch noch eine weitere Sicherung anbringen und das Kind zunächst hineinheben. Bei uns funtkioniert die aktuelle Variante ganz gut, sodass wir auf eine weitere Sicherung verzichtet haben. Kurze Anmerkung: Nein, der Turm ist in Natura nicht so schräg, wie es auf dem Foto aussieht…;-)
Nun gibt es noch zwei weitere optionale Schritte. Ich habe unter allen Füßen Filzgleiter angebracht. Es hat sich für den Boden bewährt, aber auch für den Turmwärter, der seinen Turm nun munter alleine durch die Küche schieben kann. 🙂
Für die ganz Besorgten unter uns (in unserem Hause gibt es durchaus ein solches Exemplar) kann noch eine Poolnudel als Kopfstoßschutz angebracht werden oder einfach, um den Turm etwas gemütlicher zu machen. Also habe ich eine Poolnudel auf die entsprechenden Längen gekürzt, seitlich aufgeschnitten und über die oberen vier Kanten gezogen.
Ich überlege noch, ob der Turm in Natura bleibt, oder ob ich ihn doch noch in Weiß oder in Grau lackieren werde. Aber erstmal muss dazu besseres Wetter her…
Ach ja, und noch ein Tipp: Wenn die Kleinen nicht den ganzen Tag darauf herumklettern sollen, wäre ein separater Abstellraum für den Turm sicher von Vorteil… 😉
Viel Spaß beim Nachbauen!